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(Apus apus) --- Vogel des Jahres 2003

Mauersegler – die Bewohner des Luftraums

Es ist der Inbegriff des Sommers: Durch den hellblauen Abendhimmel eilen mit schnellem Flügelschlag und dazwischen eingeschobenem kurzem Gleitflug schlanke schwarze Vogelgestalten, die mit ihren sensenblattförmigen, krumm ausladenden Flügeln und gekerbten Schwänzen an kleine fliegende Anker erinnern. Sie kreuzen und kurven auf weitläufigen Kreisbahnen durcheinander, in majestätischen Abständen, um nach hoch schwirrenden Insekten wie Mücken, Fliegen, Schwebfliegen und geflügelten Blattläusen zu jagen. Ab und zu schrammen ihre gepressten, schrillen Schreie durch die laue Biergarten-Wärme.

Es ist der Inbegriff von Eleganz und Leichtigkeit: Wie schwarze Sternschnuppen lassen sich einige der Vögel dann in Richtung der noch weit unter ihnen liegenden Erde fallen, verdichten ihr bebendes Srieehhh-riehhhh oder Birrssss-birrssss! zu einem vielstimmigen Chor und ihre Zahl zu einer langgezogenen Flugstaffel, die manchmal in loser Keilformation, manchmal in der Form eines Kometenschweifs in Höhe der Dächer durch die Straßenschlucht fegt. So haarscharf schneidet der Trupp am Schneefanggitter vorbei und über den Dachgrat hinweg, als hätten die Segler Spaß am Nervenkitzel einer provozierten Beinahe-Kollision. Während die laute Bande wie eine geflügelte Motorrad-Gang abzieht, taucht ein einzelner Vogel in einer parabelförmigen Schleife in den Abstand zwischen den Häusern hinein, um sich von der gesammelten kinetischen Energie senkrecht zum noch unvergitterten Vordachkasten eines Siebziger-Jahre-Hauses empor tragen zu lassen. Schattenhaft verschlüpft er sich in die schmale Öffnung, zu seinem Brutplatz, der ihm bislang noch erhalten geblieben ist.

Foto: Schweizer Vogelschutz SVS / BirdLife Schweiz


Nur drei Monate bei uns

Nur von der letzten April-Dekade bis Ende Juli verweilt das Gros der Mauersegler in der Brutheimat. In dieser Zeit ziehen die durchtrainiertesten Vögel der Welt ihre Jungen an schwer zugänglichen, aber frei anfliegbaren Plätzen im Dachbereich höherer Gebäude auf und bevölkern den Himmel über unseren Städten und größeren Dörfern. Sie nutzen den Insektenreichtum der warmen Monate, um nach vollendeter Brut wieder nach Afrika zu fliegen. Je nach Wetterlage und Versorgungssituation verlassen die Jungen nach sechs bis acht Wochen das Nest, um wahrscheinlich für die nächsten Monate keinen Boden mehr unter die Füße zu nehmen.

Auf dem Flug nach Afrika orientieren die Vögel sich an den globalen Wettersystemen. Mit den Zyklonen der so genannten innertropischen Konvergenz (ITC) überqueren sie den afrikanischen Kontinent zwischen dem 10. Grad nördlicher und südlicher Breite. In den Warmluftzellen der Zyklonfront sammeln sich tausende Insekten, von denen sich die wandernden Mauersegler ernähren wie in einem Speisewagen. Nach neueren Vermutungen der Wissenschaftler machen sich die Segler durch ihre Anpassung an ein dauerhaftes Leben in der Luft von Ortsbedingungen unabhängig und haben einen Konkurrenzvorteil gegenüber afrikanischen Artverwandten.

Probleme, Gefährdung und Schutzmaßnahmen

Dennoch wird die Evolution eine Fähigkeit nicht für unsere Mauersegler erfinden: das Eierlegen in der Luft. Wie alle anderen Vögel auch sind diese vollendeten Flieger auf feste Brutplätze angewiesen, die ihren Lebensbedürfnissen entsprechen.

Foto: R. Groß, LBV-TOEL

Ihre extreme Abhängigkeit von Gebäudebrutplätzen macht die Segler verwundbar durch Abriss, Umbaumaßnahmen und moderne Bauweisen, die ihnen keinerlei Lücken zum Einschlüpfen mehr bieten. Weil sich aus dieser Entwicklung ein langfristiger Rückgang ableiten lässt, steht der Mauersegler in Bayern und Deutschland bereits auf der Roten Liste der stark gefährdeten Arten, auch wenn er derzeit noch in größerer Zahl auftritt.

Dabei ist es gar nicht so schwierig, den eleganten Fliegern zu helfen. Die Maßnahmen, die eine Naturschutzorganisation wie auch der einzelne zur Stabil-Erhaltung der örtlichen Segler-Bestände tun kann, umfassen:


Foto: Erich Kaiser, SVS Bird-
life Schweiz, Kampagne "Vogel
des Jahres 2005" (Schweiz)
Foto: M. Dolpho, LBV (Landes-
bund für Vogelschutz in Bay-
ern)
Foto: Eve M. T.,
fotocommunity.de /
fc-foto 3536716


Nistkästen

Nistkästen sollten den heranwachsenden Jungvögeln ein Innenmaß von 50 mal 30 Zentimetern und damit ausreichend Platz bieten, ihre Flügel zu strecken und für den Jahre langen ersten Flug zu kräftigen. Ihr Standort muss vor Regen und zu starker Sonneneinstrahlung geschützt sein und unbedingt einen freien Anflug in der oben beschriebenen Parabol-Kurve ermöglichen. Hierfür ist eine Gebäudehöhe von mindestens fünf Metern sinnvoll. Nisthilfen an niedrigeren Häusern werden oft von vornherein nicht angeflogen, da sie nicht in das instinktive Schema passen, das die Mauersegler von ihren Brutplätzen haben.

Erfahrungsgemäß kann es lange dauern, bis neue Nistkästen von den Vögeln angenommen werden. Die zuerst eintreffenden älteren Brutvögel, die im Zeitraum von 21. April bis 2. Mai bei uns erscheinen, halten sich an ihre angestammten Quartiere – sofern diese über die lange Zeit der Abwesenheit erhalten geblieben sind. Wenn um Mitte Mai der Einzug der Altvögel abgeschlossen ist, besteht eher die Wahrscheinlichkeit, dass geschlechtsreife Individuen, die noch nicht zur Brut gekommen sind, erstmals auf die neuen Kästen aufmerksam werden.

(In Arbeit: Bauplan und Bauanleitung für einen Nistkasten)

Verschiedene Nistangebote für Mausersegler:

Mauserseglerkästen
Geretsried Rathaus
Mauserseglerkästen
Geretsried Händelstr.
(Neuer Platz)
Mauserseglerkästen integriert
Geretsried Karl-Lederer-Platz


Was tun bei Baumaßnahmen?

Leider kollidieren viele Baumaßnahmen mit der Brutzeit der Mauersegler, da wetterbedingt in den Sommermonaten die beste Bauzeit ist. Weil Segler zu denjenigen Arten zählen, deren Nistplätze unter gesetzlichem Schutz stehen, ist ein Bauherr jedoch verpflichtet, die Einflugmöglichkeiten für eine bestehende Population zu erhalten oder, wenn dies aus bautechnischen Gründen nicht möglich ist, zu ersetzen.

Wichtig ist es, Brutkolonien rechtzeitig zu erfassen und z.B. der Naturschutzbehörde des jeweiligen Landkreises zu melden. Gleichzeitig sollte aber auch der Hauseigentümer in einem freundlichen Gespräch auf das Vorkommen und die problematische Bestandssituation der Vögel aufmerksam gemacht und so beizeiten als kooperativer Ansprechpartner gewonnen werden. Hierbei ist zu bedenken, dass Mauersegler kaum Schmutz an Fassaden hinterlassen und ohnehin nur rund drei Monate am Brutplatz weilen.

Jeder einzelne kann auf diese Weise etwas für den Naturschutz in seiner nächsten Umgebung tun.


Installation von zwei Mauersegler-Nistkästen im Bereich des Rathauses von Geretsried, April 2007:

- Dr. Anton Vogel (r.)
- Frau Inken Domany, Umweltamt, Stadt Geretsried (m.)
- Walter Klemm, LBV Kreisgruppe (l.)

» Link auf die Mauersegler-Webcam der Hans-Herrmann-Grundschule Regensburg


Weitergehende Information:
Ratgeber zum Artenschutz an Gebäuden und in der Stadt
» LBV-München - Artenschutz an Gebäuden: Downloads von Broschüren
--
Gemeinsam unter einem Dach - Menschen, Spatzen, Mauersegler
-- Mauersegler-Baubuch - gefördert vom Referat für Gesundheit und Umwelt der Landeshauptstadt München


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